Jedes Jahr im Dezember, dann, wenn eigentlich der Moment der Besinnlichkeit sein sollte, rege ich mich fürchterlich auf. Unnötigerweise, weil ich doch nichts dagegen machen kann: gegen die Jahresrückblicke. Seien es die großen Abendshows mit Stars, Sternchen und den „Menschen des Jahres“ oder die gedruckten Chroniken der Tageszeitungen und der großen Verlage. Ich bitte, mich nicht falsch zu verstehen. Ich schaue und lese sie alle, die Von-Januar-Bis-November-Rückblicke. Was mir fehlt ist der Dezember-Rückblick. Jedes Jahr werden die Weltereignisse, und seien sie noch so bedeutsam, sofern sie sich im Dezember zugetragen haben, regelmäßig unter den Teppich gekehrt, weil die Shows schon getaktet und die Magazine als mögliche Weihnachtsgeschenke bereits gedruckt sind. Oder gibt es noch einen anderen Grund?
Der Tsunami am 26. Dezember 2004: Fehlanzeige
Putin neuer russischer Präsident seit Dezember 1999: nie gehört
Brandenburger Tor im Dezember 1989 wieder geöffnet: war da was?
Rudi Dutschke gestorben im Dezember 1979: Rudi wer?
und viele andere Ereignisse.
Wie wäre es mit ein klein wenig Geduld in der besinnlichen Adventszeit und das Jahr erst mal zu Ende kommen lassen. Dann ist noch genügend Zeit zurückzublicken.
Diesen beklagenswerten Umstand könnte man aber auch für sich nutzen. Wie wäre es, wenn wir im Chor unsere Dezember-Konzerte oder Auftritte mal so richtig versemmeln?: falsche Einsätze, falsche Noten, falsche Lieder, und im Januar weitermachen, als sei nichts gewesen.
Nein? Okay, dann eben nicht.
Man kann nur von Glück sprechen, dass die Bibel sich nicht an einen vorzeitigen Redaktionsschluss gehalten hat, sonst würden wir wohl nie erfahren haben, dass im Dezember vor ca. 2018 Jahren der Heiland geboren wurde.